Orgeln der Stadtkirche

Während der letzten großen Renovierung der Evangelischen Stadtkirche von 1979–1980 wurden bei den archäologischen Grabungen Reste der Vorgänger-Kirchen gefunden. Seitdem wissen wir, dass an diesem Ort bereits im 11. Jahrhundert eine Kapelle auf dem „Fronhof“ der Grafen von Berg gestanden hat. Eine Schenkungs-Urkunde an den Johanniter-Orden aus dem Jahre 1217 ist erhalten, wahrscheinlich zu dieser Zeit wurde die dreischiffige Kirche gebaut, deren Grundriss mit der heutigen Kirche fast übereinstimmt. Eine Orgel stand wohl schon im 17. Jh. in der Kirche, spätestens nach dem Neubau von 1726 (nach dem Brand von 1723).

1753 kaufte man bei dem Schwelmer Orgelbauer Joh. H. Klein eine neue Orgel, die über Altar und Kanzel als Teil der „Prinzipalstücke“ angeordnet war. 1824 wurde diese unspielbar gewordene Orgel durch Rötzel aus Eckenhagen repariert. 1863 begann man mit dem Einbau einer neuen Orgel, ein Werk der Gebr. Rudolf und Richard Ibach aus Wuppertal-Barmen.

Der Elberfelder Orgelvirtuose und Komponist J. A. van Eyken nahm die Orgelprüfung im Oktober 1864 ab.

1907 wurde bei einem Brand, der bei der Umstellung dieser Orgel auf elektrische Bedienung entstand, das Instrument so beschädigt, dass eine neue Orgel bei der Fa. Walcker in Ludwigsburg in Auftrag gegeben wurde. Bis 1943 erklang diese elektro-pneumatische Orgel mit 3 Manualen, Pedal und 33 klingenden Stimmen, Walze, Schweller. Koppeln und zwei freien Kombinationen. Der alte Prospekt der Ibach-Orgel blieb erhalten und wurde erweitert durch ein Echowerk (3. Manual) auf der gesonderten Orgelbühne über der West-Empore, auf der auch der Spieltisch stand. Diese Orgel fiel mit der Kirche der Bombennacht vom 31.7.1943 zum Opfer. Nach dem Wiederaufbau 1954/55 im Stil der Zeit erhielt die Kirche auch eine neue Orgel auf der weit in den Raum ragenden West-Empore: ein Werk der Fa. G. F. Steinmeyer mit 21 Stimmen auf 2 Manualen und Pedal, Taschenladen und elektrischer Traktur. Das Rückpositiv war ca. vier Meter von der Hauptorgel entfernt. Durch die unzulängliche Heizung und das schlechte Nachkriegs-Material war dieses Instrument bald störanfällig und 1977 kaum noch spielbar. In dieser Zeit hatte sich der Wunsch der Gemeinde nach einer Neugestaltung der Kirche, die dem historischen Raum wieder gerecht würde, konkretisiert.

Im Rahmen der grundlegenden Renovierung durch die Fa. Ochsenfarth/ Paderborn wurde 1978 eine neue Orgel bei der Fa. Rudolf von Beckerath/Hamburg in Auftrag gegeben. Das Eichen-Orgelgehäuse wurde von der Fa. Tombusch-Brumann aus Ascheberg gebaut. Die Orgel hat 25 klingende Stimmen, verteilt auf Hauptwerk, Schwellwerk und Pedal und steht wieder im „Angesicht“ der Gemeinde an der Ostwand auf einer großen Empore. Seit sie am Sonntag Judika, 5.4.1981, in den Dienst der Gemeinde gestellt wurde (mit einem Festgottesdienst und einem Orgelkonzert von Prof. Gerd Zacher), erklingt sie oft und vielfältig zum Lobe Gottes und zur Freude der Gemeinde und der Musikfreunde. 1999 wurde sie gereinigt und neu intoniert, ein Tribut an die Umweltverschmutzung, die auch vor der alten Kirche der „Seestadt auf dem Berge“ nicht halt macht. Die Charakteristik der einzelnen Stimmen (vor allem auch der fünf Zungenstimmen), die Klangfülle des Plenums, die leichte Spielbarkeit, die Zuverlässigkeit der Mechanik und der Setzer, verbunden mit der ausgezeichneten Akustik der Stadtkirche tragen dazu bei, dass dieses Instrument zu den farbigsten und klangschönsten des an guten Orgel reichen Kirchenkreises Lennep zählt. Auf ihr lässt sich fast die ganze Orgel-Literatur darstellen, von alter Musik über Werke der Romantik (auch symphonische) und in besonderer Weise Kompositionen der Gegenwart.

 

Disposition der großen Orgel

Erbaut 1981, Orgelbau Rudolf von Beckerath

Ausreinigung und Renovierung 2017, Orgelbau Friedrich Kampherm

Hauptwerk 1. Man. : Quintatön 16‘, Prinzipal 8‘, Rohrflöte 8‘, Oktave 4‘, Spitzflöte 4‘, Nasat 2 2/3, Oktave 2‘, Mixtur 4-6f, Trompete 8‘

Schwellwerk 2 . Man.: Holzgedackt 8‘, Spitzgambe 8‘, Prinzipal 4‘, Traversflöte 4‘, Waldflöte 2‘, Sesquialtera 2f, Scharf 4-5f, Dulzian 16‘, Oboe 8‘

Pedal (c-g‘) : Subbaß 16‘, Oktavbaß 8‘, Gedacktbaß 8‘, Choralbaß 4‘, Hintersatz 4f, Fagott 16‘, Schalmei 4‘

3 Koppeln, 6–facher Setzer (Knöpfe und Pistons), 2 Tremulanten

 

Orgelpositiv (Beckerath 1990)

Gedackt 8‘, Rohrflöte 4‘, Oktave 2‘, Quinte 1 1/3